Orgel

Die Orgel wurde anlässlich der Erweiterung der katholischen Pfarrkirche St. Michael im Jahre 1909 von der evangelischen Freifrau Henriette von Simolin (Schloss Seeseiten) gestiftet.

Die beauftragte Orgelbauwerkstätte Friedrich Weigle aus Stuttgart – Echterdingen galt zu dieser Zeit als eine der führenden in Deutschland.

Mit dem „Opus 400″ entstand in Seeshaupt ein Orgelwerk von höchster handwerklicher Qualität und nach damaligem Stand mit modernster Technik.

Die Orgel befindet sich nahezu im Originalzustand. Nachdem Orgeln dieses Typs in den letzten Jahrzehnten vielerorts als nicht mehr zeitgemäß beseitigt wurden, zählt die Weigle-Orgel der St.-Michaels-Kirche zu den bedeutendsten romantischen Orgelwerken Deutschlands.


Klang und Technik

Eine Orgel dieser Größe würde man in einer Dorfkirche nicht erwarten. Mit ihren 26 klingenden Registern und 1836 Pfeifen besitzt sie eine enorme Klangfülle. Das Klangbild ist rein romantisch. Während die bekannteren Orgeln mit strahlendem barocken Klang beeindrucken, gelingt der Weigle-Orgel mit ihrem orchestralem Klang das Gefühl anzusprechen.

Die Technik beruht auf dem sogenannten „röhren-pneumatischen System“, d. h. die gesamte Steuerung funktioniert mit Luftdruck, der über Bleirohre Ventile und Ledermembranen steuert.

Pfeifenformen und Technik sind in Teilen Erfindungen von Friedrich Weigle und patentiert. Sie sind somit einzigartig.


Restaurierung 2009

Nach 100 Jahren Gebrauch bedurfte die Orgel einer grundlegenden Restaurierung, um Verschleißteile (v. a. Leder) zu ersetzen, die Windversorgung zu gewährleisten und das originale Klangbild wieder herzustellen.

Beauftragt wurde die Orgelbauwerkstätte Münchner Orgelbau – Johannes Führer unter der federführenden Ausführung von Orgelbaumeister Konrad Bucher.

Die Arbeit umfasste vier Bereiche und wurde im 1. Halbjahr 2009 behutsam mit viel Engagement und Können ausgeführt:

– Restaurierung der gesamten pneumatischen Anlage (Membranladen nach Weigle), Schaffung einer neuen Windversorgung

– Restaurierung des Pfeifenwerkes und Wiederherstellung der ursprünglichen Stimmtonhöhe von 438Hz/15°

– Rekonstruktion der Register Viola 8´ im Echo (war durch Kürzen und Versetzen zu Weitflöte 2′ umdisponiert), Seraphon-Gedeckt 8´ im Hauptwerk (wurde vermutlich in den 30er Jahren ersetzt durch Trompete 8′) sowie Cello 8´ im Pedal (war durch Kürzen zu Choralbass 4′ umdisponiert)

– Restaurierung des gesamten Spieltisches und der Spieltischtechnik